In der Tat – es gibt Menschen, die böse sind. Wir begegnen ihnen allerorten und mit wechselnden Ergebnissen für uns selbst. Sie perlen manchmal an uns ab wie Wasser eines seichten Regens und manchmal dringen sie unter unsere Haut, schleichen sich ein, tun uns nicht gut.

Die Wichtigkeit des Schutzes gegen dieses Böse an sich steht vorrangig vor allem anderen. Wir müssen gewappnet sein und frühzeitig das Böse erkennen, um ihm zu begegnen. Denn wir sind nicht immun gegen alles Böse. Das Böse ist ansteckend. Wie ein Bazillus liegt es in der Luft oder auf dem Türgriff eines Amtes, das wir gerade aufgesucht haben. Es infiziert uns. Der Prozess kann dauern, die Inkubationszeit ist ausufernd und lang.

Ein segensreicher Impfstoff liegt in uns allen zum Gebrauch. Wir müssen ihn nur einsetzen. Dem Bösen begegnen mit einem Achselzucken oder einem Lächeln. Ärgern wir uns über eine Begegnung mit dem Bösen, sind wir schon leicht infiziert. Eine Art medizinischer Gegenwehr erhalten wir, wenn wir uns mit anderen verbünden, die unter Umständen ebenfalls infiziert sind. Wenn Gespräche mit anderen Betroffenen konstruktiv erfolgen, schwächt dies den Ärger-Erreger. Wir dürfen nur nicht den Fehler begehen, uns womöglich von dem Gegeifer eines anderen ifizieren zu lassen.

Da hätte wir das gleiche Drama in uns, als würden wir Giersch kleinhäckseln in der Hoffnung, es zu vernichten und dann das Gehäckselte im Garten unter die Erde bringen.

Das nächste Frühjahr kommt bestimmt und allüberall auf dem Erdreich des Gartens sprießt es grün hervor – Giersch in einer Art Überschwemmung. Wobei ich ausdrücklich betone, dass Giersch für mich keineswegs böse ist. Es ist ein Kraut, welches in seiner Eigenart ganz sicher gegen irgendein Übel auf der Erde ist.


Das Böse in uns kann sich verbreiten und ist - bleibt man in diesem Sumpf - nicht totzukriegen. Es wuchert und ufert aus und schließlich verlieren wir die Kontrolle über diese Seuche.


Aber weshalb werden wir eigentlich böse, wenn wir es doch nicht wollen? Wir gehen einher und gestalten unseren Alltag so gut oder schlecht, wie wir es können. Wir tun niemandem etwas zu Leide, zumindest nicht ernsthaft bewusst und wir neigen sogar dazu, mindestens eine gute Tat am Tage zu vollbringen. Ich habe Tage, an denen schaffe ich mühelos zwei bis drei gute Taten. Das Schulterklopfen übernehme ich selbst, wenn es kein anderer tut. Nichts Weltbewegendes, aber etwas, was für andere gut ist, was andere erfreut und mir ein gutes Gefühl gibt. Denn deshalb tu ich es ja. Damit ich mir selbst noch in die Augen schauen kann. Und deshalb tu ich nichts Böses. Nicht bewusst.

Ich selbst jedoch scheine für einige Menschen ein willfähriges Opfer ihres bösen Tuns zu sein. Naiv bin ich nicht wirklich, dennoch unterlaufen mir häufig Dinge, die sich im Nachherein als nicht besonders gut herausstellen, für mich selbst, versteht sich. Ich stehe dann staunenden Auges vor dem Ergebnis und merke, wie das Böse langsam in mich hineinkriecht.

Es ist dann keine wirklich weite Entferung vom Fühlen des Bösen zur Gestaltwerdung.

Menschen tun einander schlimme Dinge an. Manche ganz ohne alles Bewusstsein, andere mit fast schon krimineller Energie. Wie traurig das ist! Sie könnten all diese Energie ins Positive lenken und es sich gemütlich machen. Aber nein! Pläne, so kompliziert, dass sie die Betroffenen nicht gleich durchschauen, müssen entwickelt, Kontrolle muss eingesetzt werden. Und die Lauer, auf die sich gelegt werden muss, um den genauen Augenblick abzupassen, in dem das Böse genau richtig ankommen soll, um seine Wirkung zu entfalten.

Das hat der/die doch nicht so gemeint.“ Diesen Satz höre ich ab und an, wenn das Böse mal wieder zugeschlagen hat und die Frage gestellt wird: Geht’s noch?

Ich frage mich dann, wes Geistes Kind dahinter steckt.

Und ich bin tatsächlich froh, wenn der Geist dahinter verhältnismäßig klein geraten ist, so dass eine wirkliche Gefahr auf Dauer nicht von ihm ausgehen kann. Was ein besonderes Glück ist.