Ich fahre träumend - mit einem Auge den Verkehr beobachtend - vor mich hin. Per Rad und mit einem Termin im Voraus, denke an eigentlich nichts. Im Wege des Eingangs zum UKE stehen drei Kinder, Grundschüler, gewiss, eher gegen 8 Jahre alt. Sie halten weiße Papierblätter in der Hand. Auf ihrer Höhe angekommen, bin ich schon drauf und dran zu glauben, sie wollten mir den Weg versperren, einen Streich spielen.
Drei Jungs. Spitzbübisch und in kurzen Hosen. Der Eine hält mir eines der weißen Blätter hin. DIN A4. Buntes drauf.
„Möchten Sie eine Blume haben?“ fragt er mich und lächelt. Ich sehe nun, dass alle drei auf ihren weißen Blättern selbstgemalte Blumen haben. Sonnenblumen, welche mit weißen Blüten und eine rote Tulpe.
„Haben wir selbstgemalt“, sagt ein zweiter.
„Sie können sich eine aussuchen“, setzt der dritte Junge hinzu.

Ich frage nach. „Und was möchtet ihr dafür?“
„Nichts; wir verschenken sie.“
Ich freue mich und suche mir die Tulpe aus. So schön ist sie. Leuchtend rot und sehr real. Ein Sommergruß, der gut zum heutigen Tage passt. Weiße Wolken, blauer Himmel, frischer Wind von West, also von der See.
Ich rolle das Papier, damit es nicht zerknittert, bedanke mich.

Wir wünschen Ihnen noch einen schönen Tag“, rufen die drei mir hinterher.

Ich wünsche ihnen einen ebensolchen und steige auf mein Rad, um nicht zu spät zu meinem Termin zu kommen.

Keine 20 m weiter stehen fünf weitere Kinder, gleiches Alter, gemischte Gruppe. Sie haben keine Papiere in der Hand. Eines der drei Mädchen aus der Gruppe tritt vor und fragt mich, ob ich eine Blume haben möchte. Es ist die Blüte eines weißen Rhododendron. Ich bedauere und sage, ich müsse ja auf eine Station im Krankenhaus, da könne ich die Blüte leider nicht mitnehmen.
„Das verstehe ich“, sagt das Mädchen, „ das darf man nicht.“
Einer der Jungen kommt und fragt mich (ich bin zwischenzeitlich natürlich vom Rad gestiegen), ob ich ein Gummibärchen haben möchte. „Ja, das hätte ich gern“, antworte ich ihm, „ein Gummibärchen ist schon aufgegessen, wenn ich zur Station komme.“ „Oder mögen Sie auch Lakritzen?“ fragt mich wieder eine andere Kleine. “Lakritzen mag ich auch“, sage ich und denke bei mir, wenn sie jetzt alles nachfragen, was ich gern habe, bin ich unpünktlich. Aber dann streckt das Mädchen mir ihre Faust entgegen, öffnet sie und es liegt einer dieser bunten Lakritzwürfel darin. Sie offeriert ihn mir und ich nehme ihn, egal, ob verschwitzt oder nicht.Er kommt schließlich von Herzen.

Ich stecke mir das Lakritz in den Mund. „Vielen Dank“, sage ich, „ist das heute euer Verschenke-Tag?“
„Nö“ ist die Antwort, „wir wollen den Menschen nur eine Freude machen.“

Also das finde ich wunderbar. Da hoffe ich, dass die Menschen euch auch eine Freude machen.“

Machen sie doch“, kommt es spontan zurück, „zum Beispiel Sie. Sie bedanken sich und da freuen wir uns sehr.“

Ach, wir haben uns dann auch noch einen schnen Tag gewünscht und ich setze noch hinzu: „Habt ganz schöne Ferien.“

Sie lachen und winken und ich radle meiner Wege. Ganz fröhlich. Mein inneres Kind freut sich total.