In der Literatur fristet sie ein mageres Dasein – wenn überhaupt. Ja, doch. Erich Weinert widmete ihr immerhin in seinem Gedicht vom „Akademokrat“ eine kleine Zeile, aber sonst? Dabei ist sie mir lieb und teuer und ich möchte sie nicht missen. Sie ist meine liebste Mitbewohnerin und stets zu Diensten, wenn ich sie benötige. Ich habe ihrer gar drei insgesamt, damit auch Freunde an ihren Wohltätigkeiten teilhaben mögen, wenn sie ihrer bedürfen. Wer kann schon sonst von sich behaupten, dass er seine Dienste ohne jegliche Gegenleistung verschenkt, mal abgesehen von einem Dreiviertel Liter heißem Wasser?

 

So wohltuend ruht sie auf dem Körperteil, der ihre Wärme nötig hat. Wenn ich will, kann ich allein alle drei nutzen. Aber meist reicht eine, vor allem, wenn der Rücken zwackt. Es ist ja längst kein Geheimnis, um wen es hier geht. Um die Wärmflasche natürlich. Ich ziehe sie auch nach Einführung modernster Wärmedecken diesen immer noch vor. Elektrisches vermeide ich, wo es möglich ist, insbesondere im Bett.

 

Sprach ich zu Anfang davon, dass es in der Literatur mager um diese besondere Gesellschafterin bestellt ist, möchte ich auch nicht verschweigen, dass sie im Zusammenhang mit dem Bett durchaus zitiert wird, wenn auch in häufig zotiger Weise. Nicht nett, nein. Gar nicht.

In vielen Haushalten ist die Wärmeflasche durch moderne Heizdecken verdrängt worden. Dabei kann das Argument, dass für diese Strom benötigt wird, leider nicht herhalten, denn auch eine Wärmeflasche benötigt in irgend einer Weise Energie. Schließlich muss das Wasser, welches sie zum Zweck, dem sie dann dient – nämlich für ein Wohlbefinden in Gestalt von Wärme zu sorgen – vorerst mal erhitzt werden. Sei es nun mit einem Heißwasserkocher, Kessel oder aber in einem Boiler. Gut. Bei einigen Menschen kommt das heiße Wasser aus dem Wasserhahn. Aber mal ehrlich – wir wissen doch alle, dass auch dieses Wasser mit Energieaufwand irgendwo in den Weiten des Rohrnetzes und der Heizanlage, in irgendeinem Keller, aufbereitet, sprich erhitzt wird.

Ich selber bevorzuge das Wasser, welches ich im Heißwasser-Kocher auf Trab bringe. Das Wasser direkt aus dem luxuriösen Wasserhahn, der unseren Haushalt so einfach mit Warmwasser versorgt, ist mir nicht heiß genug und dann eben auch schnell erkaltet. Meine Wärmflasche muss eine solche Hitze haben, dass sie zu Beginn ohne ein Frottee-Tuch nicht zu ertragen wäre, egal, ob an meinen Füßen, auf dem Bauch oder aber einem lahmen Rücken. Irgendwann im Laufe der Nachfolge-Zeit ab Beginn des Einfüllens wird das Tuch dann entfernt und ich habe noch eine gleiche Zeit den Genuss dieser Wärme. Das hat doch was.

Ich bin im übrigen froh, dass unsere Wärmflaschen in der heutigen Zeit aus dem Material sind, welches sich anschmiegt und weich ist. Durch die Jahrhunderte hat es eine Reihe von Versuchen gegeben, die äußere Kälte, die zum Beispiel durch die dicken kalten und auch feuchten Mauern der Burgen oder die weitaus dünneren, aber ungleich ungemütlichen Wände der Hütten und Häuser drang, mit Hilfsmitteln abzuschwächen.

Da boten sich locker Granitsteine an, die am Wegesrand lagen und zum Nulltarif zu haben waren. Diese wurde entweder ins Ofenfeuer oder in das Wasser des großen Kessels, der über dem Feuer hing, gelegt und aufgeheizt. Danach mit Zangen unter die Bettdecken zum Vorwärmen. Auf den Bauch konnte man sich diese schweren Steine selten legen.

Später ging man dazu über, flache kupferne Pfannen mit Deckel herzustellen, die man mit der Glut des Küchenherdes füllte und die das Bett vorwärmen sollten. Die Entwicklung brachte später – ebenfalls aus Kupfer – kleine ovale Behälter vor, die über ein Einfüllloch verfügten, in das heißes Wasser – hört! hört! eingefüllt wurde.

 

Ich erinnere mich an Zeiten, in denen Steingut-Flaschen, ehemals mit edlem Schnaps gefüllt,der von innen wärmte, nach dem Genuss desselben mit feinem Sand aufgefüllt wurden. Nach dem guten Verschließen konnte man diese Flaschen in die Backröhre eines beheizten Ofens legen und – während das Abendessen garte – sich so auf eine warme Bettflasche für die Zeit danach (also nach dem Abendessen) freuen. Ich denke, dass die Menschen aus der Not eine Tugend gemacht haben, denn zu dieser Zeit konnten sich die wenigsten eine kupferne Wärmflasche leisten und die aus Gummi waren zwar schon auf dem Markt, nur hatten sie den unschönen Nebeneffekt, dass das Gummi nicht wirklich zuverlässig war. Zu häufig ergoss sich das kochende Wasser in das Bett und wärmte es auf eine nicht gewollte Art und Weise. Wenn wir Kinder damals durchnässt und gleichermaßen verfroren von Schlittenpartien nach Hause kamen, war es ein wunderbar heimeliges Zuhause, was da mit Steingutflaschen und warmen Kakao aufwartete.

 

In diesen Zeiten, in denen der Sommer nach so viel Wasser lechzt – sonst würde ja nicht so viel vom Himmel fallen -, also in diesen Zeiten greife ich nicht wegen dringender Kälte zu einer (meiner) liebsten Mitbewohnerin, sondern einfach um der Gemütlichkeit wegen. Ich kuschele mich in die Sofa-Ecke, ein spannendes Buch vor Augen, dampfender Tee mit Inhalt womöglich und dann im Rücken meine Wärmeflasche. Herrlich ist das. Sie sollten es unbedingt einmal ausprobieren und dieser nun in der Literatur nicht mehr ganz ohne Nennung bleibenden Wärmflasche einen Gedanken widmen. Sie tut so gut.