Ist dieser Sommer nicht ein wunderbarer? Sonne satt, fettes Grün, blühende Gärten, lächelnde Gesichter. Touristen im Sommerrausch an Elbe und Alster. Der HVV bringt uns in alle Ecken und Winkel, wir können im verträumten Blankenese den Aufstieg wagen oder in einem Schwan auf der Alster kreuzen. Picknick im Stadtpark und anderswo auf den vielen Wiesenflächen der Stadt macht Laune und Lust auf mehr. Wer ein paar Mäuse übrig hat, besucht den Tierpark Hagenbeck und kühlt sich im Eismeer – zumindest gedanklich. Und wer es im Portemonnaie nicht üppig hat, der springt in den Stadtparksee oder in die Elbe. In beiden Gewässern ist wieder gut baden.Die Cafés sind mit Kaffeedurstigen gefüllt und an den Straßenecken wird in Grüppchen getratscht, was das Zeug hält.

Wenn es mal regnet, fallen gleich silbernen Perlen die Tropfen vom Laub und malen das Grün frisch an. Sei es nun im Niendorfer Gehege oder im Klövensteen.

Aber Obacht! Es gibt immer wieder Menschen, denen auch das nicht recht ist. Nichts davon..

 

In der S 21 (wahlweise einer anderen Linie) sitzen einige abenteuerlustige Reisende und schauen aus dem Fenster. Gut, einige schauen auch auf das Display ihres Handys. Manche brauchen ja neben dem natürlichen Außen auch immer ein künstliches, wie der etwa Neunjährige neulich am Willkommhöft in Schulau. Mit großer Bugwelle verlässt gerade ein Riese den Hamburger Hafen und wird mit Musik verabschiedet. Gänsehaut-Gefühl, oder? Der Vater des Neunjährigen zeigt mit ausgestreckter Hand auf das Schiff und sagt: „Sieh mal, Lukas, ein großes Container-Schiff.“

„Weiß ich“, antwortete Lukas, „ich habs grad auf meinem Handy.“ Eben ein Kind unserer Zeit. Nichts weiter.

 

Aber zurück indie besagte S-Bahn, in der es sich die Fahrgäste noch immer wohl sein lassen.

Das Wetter strahlt aus dem Blau des Sommerhimmels und die Sonne ist so sonnig wie nur was.

Die Gegend zieht vorbei, mal schneller, mal langsamer, je nach Standort.

In der einen Ecke sitzen zwei Damen. Jawohl, zwei Damen. Unverkennbar Hamburgerinnen mit dem stolpernden Stein auf der Zunge. Mit Hüten, einem etwas kleineren und einem etwas größeren, und hellen Popeline-Jacken nebst Handschuhen und allem drum und dran. Trotz der Wärme haben sie die Klappe obenim Fenster geschlossen, weil es „zieht“. Um die zarten etwa 70 Jahre alten Hälse liegen seidige Schals. Der Gesprächsstoff ist ergiebig. War eben noch die Nichte von der Ute dran, sind sie jetzt gerade bei dem „leider etwas missratenen Ältesten“ von Helmuth und Erika angelangt, mit „dem es nicht zum bes-ten s-teht“. Natürlich ist nicht jedes einzelne Wort zu verstehen, dazu sind die Nebengeräusche der Bahn einerseits und andererseits die Unterhaltung der übrigen Fahrgäste zu laut.

Aber der Sinn und mitunter ganze Sätze ergeben: Die Beiden haben keine Langeweile.

„Neulich“, sagt die Dame mit dem helleren Hütchen, „neulich hab ich mit Hannelore Kaffee getrunken. Weißt du – Hannelore – na, du kennst sie ja. Also Hannelore will wandern.“

„Ach“, entgegnet die Dame mit dem größeren Hut, „wirklich?“

„S-tell dir vor. Hannelore und wandern. Na, ich schlag ihr vorerst einen kleinen Wanderweg vor. So zum Eingewöhnen.“

„Und?“ Die andere ist ganz Ohr.

„Ich sage, wir könnten ja mal in den Klövens-teen.“

„In den Klövens-teen?“

„Naja, der ist überschaubar. Wir Beide waren auch schon des öfteren dort, oder nicht?“

„Doch, doch. Und was meinte Hannelore?“

„Sie hat den Klövens-teen glattweg abgelehnt.“

„Wieso denn das?“ Und das Entsetzen ist deutlich zu hören.

Die erste Dame macht eine dramatische Kunstpause und fährt dann fort:

„Sie hat gesagt, der Klövens-teen sei ihr zu grün. Nun kommst du.“

 

Wie gesagt, auch im schönsten Sommer gibt es Menschen, denen die Natur es nicht recht machen kann.