Es ist eine wunderbare Sache, so ein Anrufbeantworter, kurz AB genannt. Du bist nicht zu Hause, und wenn einer deiner Lieben mit dir sprechen will, hinterlässt er eine kurze Nachtricht auf dem AB. In etwa: Sch...-AB! Ruf mal zurück! Oder auch: Na, warum nehmt ihr nicht ab?

Was mir besonders peinlich ist, weil ich immer abnehmen will, aber mein Körper zieht nicht mit. Woher – zum Donner – weiß der Anrufer, dass ich mich zu dick fühle??? Wie dem auch sei, so ein AB hat Vorteile, unbesehen. Nachteile auch, ohne AB bist du eben nicht zu Hause und der Anrufer muss sich wieder melden. Mit AB musst du dich melden, sonst wird dir übelgenommen und womöglich ists mit der Freundschaft vorbei.

 

Neuerdings führt mein AB ein Eigenleben. Es gibt da diese Glücksspiel-Anrufer, die gerne möchten, dass du einen Vertrag mit ihnen schließt. Die Frage ist immer ganz einfach:

Wir schenken Ihnen dies oder das und Sie brauchen nur mit „Ja“ zu antworten (ein „Nein“ ist indiskutabel, versteht sich).

Wenn ich nicht zu Hause bin, regelt mein AB das für mich. Er meldet sich bei Anruf mit dem Satz „Hier sind wir auf Band. Wenn Sie zurückgerufen werden möchten, teilen Sie uns Ihre Rufnummer mit“ oder so ähnlich. Diese ganzen käuflichen Klingeltöne oder Ansagen von „will mal so tun als ob-Prominenz“ haben wir uns geschenkt. Wir können schließlich noch selbst aufsprechen.

Nun kommt es vor, dass die Glücksspielverkäufer ebenfalls einen Automaten in Gang setzen. Da ist es eigentlich völlig unerheblich, ob wir zu Hause sind oder unser AB den Anruf entgegennimmt.

„Hallo! Wie schön, dass ich Sie persönlich erreiche. Ich möchte Ihnen eine große Freude machen. Sie erhalten einen Gutschein für eine Reise“(wahlweise ein Abbonement für irgendwas oder eine Flasche Wein; das ist beliebig austauschbar). Bin ich zu Hause, habe ich keine Chance, irgendeine wie immer lautende Frage zu stellen.

Es geht so weiter:

„Antworten Sie bitte mit Ja und schon sind Sie glücklicher Besitzer eines neuen Irgendwas.“

 

Ich antworte in der Regel überhaupt nicht. Nach 3 Sek. sagt der Automat dann:

„Vielen Dank, dass Sie bei unserem Gewinnspiel mitmachen. Sie bekommen in Kürze Bescheid.“

Wenn das so ausgeht, hab ich Glück. Kann aber auch viel aggressiver ablaufen und an einem der Folgetage hab ich dann einen Haufen Post mit irgendwelchen dubiosen Angeboten im Briefkasten.

Bin ich nicht zu Hause, finde ich Nachrichten dieser Art auf meinem AB. Ich stelle mir dann vor, wie kurzweilig mein AB es tagsüber gehabt haben muss. Endlich mal was los hier. Ich denke, es macht ihm einen Heidenspaß, die Automaten am anderen Ende in die Irre zu leiten.

Sie werden sich gegenseitig voll gesabbelt haben. Manchmal hat aber auch gar nichts mehr Platz auf dem AB - auch keine wichtigen Nachrichten.

 

Nun schreitet die Technik ja zügig voran und uns steht so allerlei an Wunderwerk ins Haus. Da gibt es auf der Messe immerhin schon einen Kühlschrank, der sagt dir, welche Fächer aufgefüllt werden müssen und was an Abgelaufenem demnächst zu laufen beginnt. Und was dergleichen mehr ist.

Du kannst diesen Kühlschränken schon per Telefon Fragen stellen und – weiterentwickelt – mit dem nächsten Supermarkt verbinden, der dann die Warenlieferung herankarrt. Kein mühsames Schleppen von Einkaufskörben mehr. Mein Rad wird es mir danken, dass es nicht mehr den Packesel spielen muss.

Und Gedächtnisstützen sind vorgesehen. Hast du mal wieder vergessen, dass Butter aus ist? Kein Problem. Dein Kühlschrank denkt an dich und lässt die Butter anliefern.

Es hat auch große Vorteile, wenn das Wetter gar zu schlecht ist - so wie oft in dieser Jahreszeit - und man lieber nur den Hund rausschicken möchte, anstelle selbst zum Einkaufen zu gehen. Keinen Schritt musst du vor die Tür machen, alles wird angeliefert - bestellt von deinem Kühlschrank.

 

Wie der AB leidet so ein Kühlschrank aber auch massiv unter Langeweile, wenn nix geschieht. Wenn du also der Meinung bist, dass du an Lebensmitteln grad mal nichts brauchst, kommst du aber schlecht an. Und wunder dich nicht, wenn dein Kühlschrank dann von sich aus Einkäufe tätigen wird. Nicht genug damit, wenn du zu den Menschen gehörst, die meist einen überschaubaren Plan an Kühlschrank-Inhalten haben – so mehr oder weniger die gleichen Dinge, die der Alltag in deinem Heim benötigt – findet dein Kühlschrank es womöglich an der Zeit, dich in eine gehobenere Rubrik zu befördern. Wenn du Glück hast, denkt er dabei nur an exotische Früchte. Hast du Pech, kauft er einen Hummer für dich ein und den dazupassenden Champagner. Du kommst nach Hause und vor deiner Tür stehen Kisten mit Leckereien, die ein ziemliches Loch in deine Haushaltskasse reißen können. Umtausch ausgeschlossen! Dürfen die Lebensmittelhändler gar nicht. Es sei denn, du weist nach, dass die Lebensmitel bei Lieferung vergammelt waren oder abgelaufen.

 

Ich habe aber eine Lösung für das Problem, sollte ich damit konfrontiert werden, gefunden:

Ich kopple – wenn ich nicht zu Hause bin – meinen Kühlschrank-Rechner mit meinem AB und dann sollen sie mal sehen, die Glücksspielverkäufer, wohin die Reise geht, die sie mir noch nie real geschenkt haben!