Geräusche in der Sommernacht

Es klopft so gegen Null Uhr an der Tür. Ein Nachbar – aufgeregt berichtet er, dass hinten in dem kleinen Garten ein Fauchen ist, Gewese unbekannter Art. Er habe es vom Balkon aus gehört; sehen könne er nix.

 

Er vermutet, dass unsere Katzen in Bedrängnis sind. Alle im Hause sind informiert, dass unsere Norweger vom Nachbarkater drangsaliert werden, wann immer der die Chance hat. Wenn dem so ist, soll er uns mal kennenlernen.

 

 

 

In Eile erreichen wir den hinteren Teil, bewaffnet mit einer Taschenlampe. Ja, richtig, es keucht und atmet schwer hinter der Hecke. Allein – unsere Katzen, zwar aufgeregt, aber vollzähling versammelt auf der Terrasse – sind nicht in Gefahr. So ein Glück!

 

Den Atem anhaltend nähern wir uns der Hecke und leuchten. Nichts zu sehen, zu hören nur dieses unheimliche Gekeuche. Liegt womöglich jemand in den letzten Zügen hinter der Ligusterhecke? Hinter den Hopfenranken? Hinter den zaunwindenden weißen Blütenkelchen?

 

Braucht jemand unsere Hilfe? Wir rufen. Plötzliche Stille. Nach einer kleinen Weile geht es von neuem los. Keuchen und Atmen.

 

Oder stören wir ein Paar, das sich ein lauschiges heimliches Eckchen in der Großstadt gesucht hat? Wir trauen uns noch ein, zwei Schritte näher ran, leuchten durch die engen Lücken des üppigen Gartengrüns, da.....

 

da.... endlich..... tauchen sie im schwachen Kegel unserer Lampe auf.

 

Es ist ein Paar. Ein ganz besonderes. Ein Igelpaar. Im altvertrauten Spiel der Zärtlichkeiten. Sie spielen, sie täuschen, sie umgarnen einander. Er immer hinter ihr. Vermutlich. Denn er ist ein ganzes Stück größer als seine Auserwählte. Immer im Kreise herum geht der wilde Tanz. Unterbrochen von kleinen Hüpfern, kleinen Ausbrechern aus dem Kreis. Wie ein aus dem Rhythmus geratener Volksreigen. Die Funzel unserer Taschenlampe stört sie nicht im geringsten.

 

Ich warte auf den Moment, wo er sie eingeholt hat. Es dauert. Man hört es deutlich: Ganz schön verausgabt hat er sich. Die schweren Atem- und Keuchgeräusche entstammen eindeutig seinem Mund.

 

Und dann stören wir auch noch bei diesem anstrengenden Abenteuer!

 

Wir überlassen sie nach einer Weile dem Tun ihrer Natur und hoffen, es werde ganz vorsichtig vor sich gehen. Wie bei Igels üblich.

siehe auch:

Gereimtes --> Sommer --> Wenn die Nacht fällt....

Igel an fremden Tischen
Igel an fremden Tischen
Igel mit Aufpasserin
Igel mit Aufpasserin