Fortschritt

Mit Beginn eines neuen Jahres gibt es auch immer neue Ideen, Pläne, Verordnungen, Gesetze der besseren oder der schlechteren Art und vieles andere mehr, was uns das Leben erleichtern soll – hahaha.

Allerdings ist nicht alles neu in einem neuen Jahr. Wieso wohl auch? Es ist nur ein Übergang in eine neue Kalenderrechnung und deshalb muss ich mich ja gar nicht wundern, wenn Dinge, die ich schon früher einer Kritik unterzogen habe (wen es interessiert, lese bitte das Streiflicht vom 22. Juni 2011 "Aus den Steppen" siehe linke Spalte), so bleiben wie sie sind. Vor allem Dinge, die es in 2012 auch schon genau so gegeben hat.

Zu einem Pott mit leckeren Pellkartoffeln gehört unbedingt Kümmel. Also in das Kochwasser, nicht unbedingt auf den Teller. Und der Kümmel war aus – schon vor dem Fest der Feste.

Beim ersten Einkauf im neuen Jahr blitzte sie gedanklich vor mir auf, die kleine Lücke im Gewürzregal und das, obwohl ich den Einkaufszettel in Sachen Kümmel unvollständig dabei hatte. Dass mein Kopf mal in die Grütze gehen soll – jammerschade. Und da war ich auch schon am Ziel im Supermarkt - bei den GEwürzen. Gut, ich hätte Kümmel gern in einem Tütchen gekauft oder beim Kräuterhändler frisch abgewogen, aber es macht auch für heute nix, dass dieser Kümmel in einem der etwas dickeren Gläser mit Schraubverschluss im Regal stand. Ist auch nur etwas teurer. Nur etwas (also nicht, wenn ich ihn direkt beim Kräuterhändler auf dem Markt erstehe, da kostet er logisch mehr).

Ich eile mit meinen Schätzen nach Hause und strebe gleich zum Kartoffelkorb, fülle einen kleinen Topf damit (es tut hier nichts zur Sache, was am Schluss daraus werden sollte, maßgeblich ist das Kümmelglas).

Vor den Erfolg hatten auch hier die Götter mal wieder den Schweiß der Arbeit gesetzt, die man einsetzen muss, um an das aromatische Gewürz zu kommen. Quer über den Deckel gab es einen Klebestreifen und mir war klar: Der soll verhindern, dass der Deckel sich unmotiviert und an falscher Stelle öffnet und den wunderbaren Kümmel an falschem Ort ausstreut.

Was mir nicht klar ist: Weshalb ich nicht an den Kümmel soll. Dieser Klebestreifen war einer von den ganz hartnäckigen. Er klebte und klebte und machte seinem Hersteller wirklich alle Ehre. Fitzelchenweise knubbelte ich ihn mit meinen Fingernägeln ab (die zum Glück daran nicht zugrunde gehen!). Nach gefühlten 20 Min hatte ich klebrige Finger und der Deckel war klebrig von letzten Spuren des Streifens, aber – immerhin – er ließ sich nun öffnen.

Wenngleich ich in der Regel für die Menge an Kümmel, die ich benötige, den Deckel abschraube, versetzte mich dieser Deckel doch in Erstaunen. Er besaß zwei Klappen. Wie viele andere seiner Kräutergläser-Familie erwartete ich eine Klappe für eine große und eine andere für kleinere Mengen. Wobei der Kümmel im Glas ja im Ganzen war, also nicht geschrotet oder zermahlen. Versteht sich. Wie groß war mein Erstaunen, als ich die erste Klappe öffnete und haarfeine Löcherchen darunter entddeckte, wie man sie landläufig bei Pfeffer in gemahlenem Zustand vorfindet. Gut, dann eben die andere Klappe. Klappe Nr. 2 ließ mich weiter staunen. Hier gab es auch feine Löcher. Nicht so haarfein wie bei der ersten, aber doch schon noch fein. Ein Probeschütteln bestätigte mir meinen Verdacht: Aus diesen Löchern würde es niemals auch nur ein Kümmelkorn an die freie Luft schaffen.

Ich bin unendlich dankbar dafür, dass der Hersteller dem Glas die dritte Möglichkeit – Schraubdeckel – mit auf die Reise gegeben hat, sonst wäre es nix mit Kümmel im Pellkartoffelwasser.

05.01.2013