Rauchende Berge und anderes
Unser schöner blauer Planet ist nicht nur blau und schön, sondern auch sehr lebendig und manchmal unberechenbar. Immer wieder wechseln Wassermassen ihren Platz und machen sich an die Ufer, Mutter Erde schüttelt sich und auf ihrer Haut stürzt zusammen, was Tand ist. Die Wolken am Himmel ziehen nicht mehr schäfchengleich über das blaue Meer, sondern schließen sich zusammen zu gewaltigen Klumpen, reißen die kalte und warme Luft mit sich und fangen an zu kreiseln. Immer schneller und schneller und legen ein Tempo hin, bei dem selbst ein finnländischer Tangotänzer einen Drehwurm bekommt.
Das absolute Highlight ist jedoch ein Vulkan-Ausbruch. Da wird der nächsten Nachbarschaft Feuer unter dem Hintern gemacht und für eine Weile können Fluggesellschaften ihre Vögel nicht in die Luft bringen; Reisende müssen am Boden verharren.
Von Weitem ist es ein schönes Bild, das feurige Rot, was sich mit dem Aschegrau in der Luft vermischt und ans Weltall kratzt. Lava fließt die Berge hinab und aus den Tiefen des Schlotes steigen Steine in überdimensionaler Größe ans Tageslicht (wenn es denn zu dem Zeitpunkt vorhanden wäre). Ehrfurcht und Erstaunen malt die Gesichter von Menschen, die diesen Anblick aus sicherer Entfernung quasi genießen können, interessanter. Fotografen aus aller Welt sind mit Seismographen verbunden und bekommen ein Alarm-Signal, wenn es wieder soweit ist. Sie sehen zu, dass sie an Ort und Stelle sind, wenn das erste Rauchsignal aus dem Boden tritt. Hier und dort. Wo immer sich in Vulkannähe der Boden spaltenbreit öffnet, flutet es wie nach einer Ebbe die Berghänge hinab. Da tut man gut daran, den Tidenkalender studiert zu haben, sonst ist das Feuer hinter einem, ehe man sich in brandgeschützte Ecken begeben hat.
Dörfer in der Nähe werden evakuiert und die Menschen laufen mit Mundschutz durch die Gegend, denn der Atem aus dem Berg ist alles andere als gesund. Mütter tragen ihre Babies fort und in Sicherheit – wo möglich -, Kinder werden an die Hand genommen, wenn der Ascheregen wie Schneefall auf Haut und Haare fällt und aus der Grauzone gebracht. Straßenkehrer sehen – zumindest finanziell - besseren Zeiten entgegen. In einigen Gesichtern ist Zweifel erkennbar und manchmal auch Furcht vor diesen Naturgewalten. Alle sind in Sorge, was der Vulkan noch anstellen kann, ob seine Lava bis zu ihrem Dorf läuft, ob sie Hab und Gut oder schlimmer noch: das Leben verlieren. Sie legen ihre Hände auf die Münder und halten für eine Weile die Luft an. Die Nachrichten werden außerhalb der Reichweite des Vulkans uns in den Tagesthemen und anderweitig serviert, mit bewegten Bildern und schön bunt.
Und mir bleibt die Luft weg, wenn in einem Interview ein Anwohner, dessen Auto einen Aschemantel trägt, missbilligend feststellt:
Und ich war gerade gestern mit dem Wagen in der Waschanlage!