Kindergeduld

Ach guck mal, Mama, draußen schneit’s -
na klar, es ist ja Weihnachtszeit.
Da fegen sie den Schnee bereits -
das tut mir wirklich leid.

Die vielen weißen weichen Flocken,
die kamen weit vom Himmel her.
Ich höre schon die Weihnachtsglocken
Und draußen schneit es immer mehr.

Wann, Mama, gibt’s denn die Geschenke?
Wann kommt er nur, der Weihnachtsmann?
So viel ich auch den Hals verrenke -
noch immer kommt kein Schlitten an.

Ach, Mama, lass mich doch ins Zimmer,
in meinem fühl ich mich allein.
Ich sehe schon den Kerzenschimmer.
Der kann doch nur vom Christbaum sein.

Du musst nicht immer sagen: Bald!,
denn bald wär vorher schon gewesen.
Wenn’s nicht gleich losgeht, werd ich alt
und kann nur noch mit Brille lesen.

Du wirst schon sehen, was geschieht:
Wenn es noch sehr viel länger dauert,
vergess‘ ich echt das Weihnachtslied,
das grad noch in mir lauert.

Oha! Jetzt geht sie auf, die Tür.
Mensch, Mama, halt mich an der Hand.
Was will der Weihnachtsmann von mir?
Wieso hat er mich gleich erkannt?

Was? Mein Gedicht? Äh -das kann ich sagen.
Wie ging’s doch gleich? Einen Moment!
Ich wusste es seit vielen Tagen.
Es war was mit „Advent, Advent“.

Wie warm und hell die Kerzen brennen,
so bunt das Ganze Drumherum,
man kann nicht alles gleich erkennen
und im Kopf wird man ganz dumm.

 

Was hier wohl drin ist und wohl dort?
Ist dieses tolle Spielzeug mein?
Ich wollt, ich wüsst‘ ein Zauberwort.
Und Weihnacht würde immer sein.

©M. Silvester, Dezember 1999